Bremse

Hauptbremszylinder testen

Drucktest mit Holzbein

Wenn der Hauptbremszylinder RICHTIG kaputt ist, merkt man das recht schnell. Wann aber ist das Zentralorgan der Bremse halbkaputt?

Wenn der Hauptbremszylinder RICHTIG kaputt ist, endet die Fahrt am nächsten Lichtmast, Vordermann oder im Flussbett – runde 80 Meter unterhalb der letzten Haarndelkurve.
Allerdings passiert das nur ausgesprochen selten – vielmehr wird das Bremspedal über die Jahre oder Monate „irgendwie weich“ und verliert seinen Druckpunkt. Wer elektrisch fährt, bekommt von einem undichten Hauptbremzylinder oft noch weniger mit, weil die Rekuperation die Rückmeldung aus dem Fußraum elegant verfälscht.

Dabei wird das Zentralorgan der Bremsanlage in der Regel nicht nach außen hin undicht, sondern nach innen. Schließlich werkeln in seinem Gussgehäuse zwei Kolben, die den Lebenssaft der Bremsanlage zum ABS-Aggregat und den Radbremszylindern schieben. Ob es sich dabei um einen Tandemzylinder mit Schnüffelloch, Zentralventil oder Plungerkolben handelt, ist wurscht. Im Prinzip gleiten immer zwei Kolben mit Dichtungsmanschetten in einem Zylinder hin- und her. Und wenn die Dichtung nicht mehr dichtet, kann das Ding zwar Druck aufbauen, aber nicht auf Dauer halten.

Um so einen Druckabfall zu diagnostizieren, könnte man schlicht und ergreifend ein Manometer an ein Entlüfterventil klemmen (eigentlich ne gute Idee, vielleicht machen wir mal einen Artikel dazu), das System unter Druck setzen und dann abwarten, was passiert.
In Zeiten billiger Diagnose braucht es jedoch nicht mal schmutzige Flossen: Hier reicht ein Blick auf den Messwert des Bremsdrucksensors aus dem ABS-Block. Schließlich hat jedes aktuelle Antiblockiersystem wenigstens einen Drucksensor verbaut, der sich zum Beispiel per VCDS auslesen lässt.

VW schreibt für zahlreiche Modelle vor, den Bremsdruck auf 50 bar einzustellen und nach 5 Minuten zu checken, wie weit er abgefallen ist. Nach dieser Vorgabe müssen dann wenigstens noch 45 bar auf der Uhr stehen – bei weniger klassifiziert Volkswagen den Hauptbremszylinder als kaputt.

Zur Entscheidungsfindung trägt so ein Test also nur bei, wenn das Ding wirklich hinüber ist. Und wenn die Hütte noch ein paar Jahre rollen soll. Was ist mit so-eben-auf-der-Grenze – Hauptbremszylindern im Verbrauchtwagen mit 3 Monaten Rest-TÜV? Gute Frage! Hier sollte man ins Kalkül ziehen, dass der Maximaldruck bei Vollbremsung durchaus über 200 bar betragen kann. Da braucht es dann eben den Vordermann, Lichtmast oder einen soliden Felsklotz im Flussbett.

Hauptbremszylinder Bremsdruck mit Diagnosetester prüfen
Hauptbremszylinder testen mit VCDS. Statt Holzbein schreibt VW ein höllenteures Spezialwerkzeug vor.

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