Nur wenige, nein: SEHR WENIGE Konstruktionen sind diabolischer als Entlüfterventile (auch: Entlüfterschrauben) an Radbremszylindern. Dabei trifft den ursprünglichen Erfinder vermutlich gar keine Schuld – der Mann hat in den Lockheed-Bremszylinder im Pleistozän möglicherweise eine Edelstahlschraube M14x1,5 hineinkonstruiert und bei der Montage gut mit Kupferpaste balsamiert. Sowas lässt sich auch Jahrhunderte später noch bewegen und rausschrauben.
Heutzutage purzeln Bremssättel jedoch aus der Zylinderfabrik Nummer 17 in Wuhan und dürfen reinweg gar nichts mehr kosten. Der Zylinder ist aus Guss, die Gummimanschetten aus recycelten Alidtüten und das Entlüfterventil aus 4.6 – Alutitan, M 5×2. In jedem Fall zu schwach, zu fiepelig und oft an einer versteckten Stelle montiert.
Wer nun – das Paddelboot für den Gardasee ist schon auf dem Dach vertäut – mal schnell die Bremsen für das Stilfser Joch klarmachen will, wundert sich: Lässt sich ja leicht drehen auf einmal! Und: Huch, bündig abgerissen das Ding!
Das Lösen von Entlüfterschrauben ist deswegen auch heute und in Zukunft eine Arbeit, die den ganzen analogen Mann erfordert. Mit Hirn, Gefühl und kaltem Schweiß auf der Stirn flutet man das Ding den Abend vorher mit WD40. Geht morgens nicht los? Wird langsam weich? Sofort aufhören. Nicht rumprobieren, sondern gleich mit der Autogen-Flamme (Butan geht auch) heiß machen. Und zwar ordentlich und die ganze Ecke um den festen Lurch herum – der Sattel kann das ab.
Sobald das Ventil nicht mehr glüht, mit einer scharfen Wasserpumpenzange voooorsichtig drehen und mürrisch grunzen, wenn der Teufel in Gänze auf der Werkbank liegt: Familienglück gerettet, Urlaub im Garten mit den Kumpels fällt aus. Vielleicht nächstes Mal.
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