Trennen
Trennen ist die Königsdisziplin aller Winkelschleiferei. Wenn also der Kollege die Flex auspackt, um der Nachbarschaft den Sonntagnachmittag zu versüßen, so will er oft aus einem Teil zwei machen. Hier im Beispiel ist das ein zu groß geratenes Gartentor, bei dem der Meister den zu kurzen Zollstock in der Tasche hatte.
Rohre, Winkelprofile oder Dreieckslenker dürfen logischerweise den verfügbaren Scheibendurchmesser nicht überschreiten, es sei denn, man kommt von hinten an das zu trennende Gut. Einfach zu dumm, wenn man das Rohr rundum eingeritzt hat, aber trotzdem nicht ganz durchkommt.
Häufig ist deswegen eine große Flex mit 230er Scheibe das Mittel der Wahl. Der kleine Winkelschleifer mit 125er Scheibe taugt meist nur für kleinere Schnitte; oft ist die Abtragsleistung zudem durch die Motorleistung begrenzt: Je tiefer die Scheibe eintaucht, desto mehr Reibungsverlust entsteht an den Flanken, je weniger kommt an der eigentlichen Wirkungsstätte an.
Trennscheiben
Trennscheiben für den Winkelschleifereinsatz bestehen aus elastisch gebundenen Schleifkörpern. Diese Scheiben sind für eine bestimmte Drehzahl zugelassen, die keinesfalls überschritten werden sollte. Ein Blick auf das Typenschild des Schleifers tut hier gute Dienste – eine große Scheibe auf der kleinen Flex (bei demontierter Schutzhaube) ist keine gute Idee, weil die Spindeldrehzahl die der Scheibe deutlich übersteigt.
Trennscheiben gibt es gekröpft oder flach; nur selten ist der Einsatz einer bestimmten Bauform Pflicht. Auf der Scheibe steht auch, für welches Material sie gemacht ist. Normale Scheiben sind hart gebunden und haben eine mittlere Standzeit für schnöden Stahl. Es gibt Scheiben mit Zirkonkorund für sehr hartes Zeug (sehr teuer) und lange Standzeit sowie Scheiben für weiches Material. Diese Scheiben für Leicht-und Buntmetall schmieren nicht so schnell zu wie normale Scheiben.
Hantiert man mit Edelstahl und ist darauf erpicht, dass das Zeug auch nach der Bearbeitung nicht rostet, muss die Wahl auf eisenfreie Scheiben fallen, weil schon Spuren von Eisen (auch von einer vorhergehenden Schleiforgie auf Eisen) das teure VA-Treppengeländer zum Rosten bringen.
Des Meisters Gartentor ist ein einfacher Fall: Karo-einfach-Scheibe drauf und los. Damit das Werkstück nicht schwingt, flattert und Kinken in die Scheibe haut, muss man es festspannen. Schwingungen des Werkstücks schaukeln sich oft in Sekundenbruchteilen auf, lassen die Scheibe verkanten und brechen erkleckliche Stücke aus der Trennscheibe. Falls das passiert, sind solche Scheiben wegschmeißreif – die Gefahr, dass das Ding einen Riss hat und später fulminant zerbröselt, ist real.
Für Stein, Beton und Mauerwerk bietet der Werkzeug-Dealer spezielle Scheiben an, ebenso für Schnitzarbeiten in Ytong oder Holz.
Millimeterscheiben
Als Arbeitspferd tut die gemeine Trennscheibe in aller Regel klaglos ihren Dienst, löst dabei jedoch auch Material in Sägeschnittbreite auf und haut es als Schleifstaub auf den Werkstatt-Flor. Das liegt in der Natur der Sache; mitunter ist dieser Sägeschnitt jedoch schlicht zu breit und der Materialverlust nicht zu tolerieren.
Hier kommen Millimeterscheiben zum Einsatz: Soll bei minimalem Materialverlust getrennt werden, sind diese Zirkuspferde das Mittel der Wahl. Solche Scheiben sind teurer, empfindlicher und verschleißen logischerweise deutlich schneller; für filigrane Schnitte in Blech oder zum Auftrennen von Schweißnähten sind sie jedoch oft erste Wahl. Millimeterscheiben sind typischerweise gerade.
Trennscheibe vs. Schruppscheibe
Auch wenn ignorante Zeitgenossen das nicht verstehen – Trennscheiben heißen Trennscheiben, weil man damit trennt. Auf der Scheibe steht deswegen „nicht zum Seitenschleifen geeignet“ und meint eben diese Misshandlung des Werkzeugs. Auch nur leicht malträtiert, fliegt eine Trennscheibe beim Schruppen, also dem Seitenschleifen auseinander und verteilt sich mit Lichtgeschwindigkeit in der Bude.
Die Scheiben zum Schruppen sind neben Trennscheiben deutlich dicker und für schwere Arbeiten gedacht, bei denen massiv Material abgetragen werden soll. Typischer Einsatzfall ist die Erstbehandlung von Schweißnähten oder -punkten, bevor man die Fläche anschließend feinschleift. Mit einer Schruppscheibe lassen sich darüber hinaus auch festgerostete Schraubenköpfe oder alte Blindnieten runtermachen.
Fächerscheiben
Die Fächerscheibe stellt die logische Fortsetzung der Schruppscheibe dar – sie besteht aus einem Plastekörper mit rundum aufgepappten Schleifblättern. Je nach Körnung eignet sich eine solche Fächerscheibe zum Putzen von Schweißnähten oder -punkten (grobe Körnung) sowie zum Runterholzen überschüssiger Spachtelmasse-Gebirge (eher feine Körnung).
Trotz der leicht konischen Anordnung der Schleifblätter kann man mit Fächerscheiben nicht nicht am Umfang schleifen (wie mit einer Schruppscheibe). Hier schlägt die Stunde der Spezial-Spezial-Kehlnahtscheibe. Sie ist die Schruppscheibe der Fächerscheiben und ermöglicht feine Arbeit in der Kehle. Braucht man selten, ist aber unverzichtbar, wenn doch benötigt.
Fächerscheiben mit unterbrochenem Stützteller sollen während des Schleifens freien Blick auf das Werkstück bieten. Da der Schleifer bei der Arbeit jedoch eh in Bewegung sein sollte, ist der Nutzen solcher Scheiben (die bei weniger Quadratzentimeter Schleiffläche auch noch teurer sind) eher zweifelhaft.
Vliesscheiben
Steckt man Fächerscheiben mit einem halben Liter Weichspüler in die Waschmaschine, bleiben Vliesscheiben übrig. Die gibt es ebenfalls in unterschiedlichen Körnungen oder Härtegraden, meist an der Farbe zu erkennen.
Dieser Härtegrad entscheidet auch über die Abtragsleistung des Scheibe: Während das gröbste Exemplar noch mühelos Lack von der Karosse raspelt, eignet sich die feinste Körnung eher für das Satinieren oder Mattieren von Edelstahl.
Schleifteller
Schleiferei mit Stützteller und kreisrunden Schleifblättern ist das täglich Brot des Lackierers, sofern er nicht mit Exzenter-, Schwing- oder Deltaschleifer hantiert. Schleif- oder Stützteller existieren deswegen ebenfalls in zig Bauformen, gebräuchlich sind die folgenden zwei.
Bauart eins sind Schleifteller mit Zentralmutter. Sie bestehen aus einem Stützteller und der Zentralmutter, die auf dem Spindelgewinde des Winkelschleifers festgezurrt wird. Zwischen Teller und Mutter klemmen Schleifblätter mit unterschiedlicher Körnung, die ab Werk in der Mitte perforiert sind und sich damit dem Teller anpassen.
Die Schleifblätter von Variante zwei sind etwas teurer als die eben genannten, dafür aber komfortabler zu handhaben. Deren Stützteller wird nämlich nur einmal auf die Spindel gedreht; die Schleifblätter haften anschließend mit Klettverschluss auf dem Teller. Damit geht der Schleifmittel-Wechsel deutlich schneller; zudem sind Stützteller und Schleifblätter auch in kleineren Durchmessern erhältlich, so dass diese Variante für Spotreparaturen in engen Ecken taugt.
Nachteil der Klett-Scheiben und -Teller ist ihre Empfindlichkeit. So verschmurgelt der Klettverschluss auf dem Teller in Sekundenbruchteilen, falls man mit einer zugeschmierte Scheibe zu stark drückt oder sie versehentlich auf einer Stelle stehen lässt. In so einem Fall ist der gesamte Stützteller hin – und muss teuer neugekauft oder mit frisch aufgeklebtem Klettgewebe repariert werden.
Draht- und Zopfbürsten
Der Markenname „Aggresso-Flex“ eines Herstellers von Zopfbürsten trifft den Nagel auf den Kopf. Dabei verhalten sich alle Drahtbürsten-Aufsätze ähnlich friedfertig, wenn sie auf Rost oder lose Farbe und Spachtelmasse treffen. Hier leisten die Drähtchen ganze Arbeit und schruppen wie ein Trupp angetrunkener Tschetschenen, bis der Rost weg und das Blech durch ist.
Ob man dabei am Umfang arbeitet (gerade Ausführung) oder mit der Topfbürste axialen Druck ausüben kann, ist prinzipiell wurscht. Die Bürste ist das Mittel der Wahl, um Unterböden oder Radhäuser bis aufs nackte Blech zu entblättern. Für empfindlichere Bauteile existieren Zopfbürsten auch in Messing-Ausführung, für den Edelstahl-Klempner auch in Edelstahl.
Unabhängig von Ausführung und Material sollte man vor der Bürsten-Arbeit jedoch eine Dose Spinat frühstücken: Gerät eine frische Bürste (große Schwungmasse) auf eine scharfe Kante und verhakt sich, so springt einem die Bürste samt Schleifer vor Freude in den Bart.
Qualität und Preis
Wen wunderts, dass Qualität Geld kostet. Bei Trenn- und Schleifscheiben sind die Qualitätsunterschiede nicht ganz so ausgeprägt, auch wenn Qualitätsscheiben deutlich länger halten. Bei Fächerscheiben und Zopfbürsten sieht das Bild ähnlich aus; vermutlich werden beinahe alle Schleifmittel inzwischen in der Schleifmittelfabrik Nummer 17 nordwestlich von Shenzen produziert.
Gute (und teure) Namen, bei denen man nix verkehrt macht, sind jedenfalls Tyrolit, Klingspor, Pferd und Würth.Wirkliche Unterschiede existieren bei den Schleifpapieren: billige Papiere fetzen blitzschnell ab und beleidigen beinahe den Anwender. Hier lohnt sich der Griff zu Qualität immer.