Vorwort
Ein Klassiker aus der Autoschrauber-Schatzkiste vom hochverehrten Kollegen Boscho.
Auch wenn komplette Auspuffanlagen inzwischen nur noch den Gegenwert von zwei Bund Sellerie kosten, spart so eine Reparatur wertvolle Ressourcen und den Gang zum Teilehöker.
Wir bitten, die schlechte Qualität der Bilder zu entschuldigen – die entstanden Anno 2002 mit einer Olympus 2020 und gigantischen 1,6 Megapixeln. Die Originalbilder sind leider verschollen.
Die Reparatur oller Auspufftöpfe funktioniert allerdings immer noch genau so.
Reparatur obsolet?
Der Dieselgolf aus dritter Hand tönt plötzlich wie ein V8? Der heiß geliebte Kleintransporter klingt nach Russenpanzer im Geländegang? Klarer Fall: der Auspuff leckt, und das nicht zu knapp. Wenn dann auch noch der TÜV-Termin dräut, besteht akuter Handlungsbedarf.
Wessen pekuniäre Lage nicht zulässt, zum Teile-Dealer des Vertrauens zu eilen und einen neuen Endtopf zu erflehen, dem kann mit der folgend beschriebenen Bastelei geholfen werden. Alles was man braucht: ein defekter Auspuff, Blech und ein Schutzgasschweissgerät.
Da die Rettung was mit Schweissen zu tun hat, der Auspuff nicht immer, aber meistens unter dem Auto montiert ist und es ziemlich unangenehm ist, von einem Schweissfloh in den Nacken gebissen zu werden, heisst es erstmal: raus mit dem Rohr! Das ist leichter gesagt als getan, da insbesondere am Auspuff die Verschraubungen durch die starken Hitzeschwankungen ganz unangenehm zum Gammeln neigen. Was nicht freiwillig voneinander lassen will, wird gewaltsam getrennt – Metallsäge, Winkelschleifer und Mutternsprenger sind hier die Mittel der Wahl, manchmal auch einfach eine Lötlampe und etwas Geduld.
Mit der Lötlampe sollte man allerdings aufpassen, sonst wird man plötzlich eines Erleuchtungserlebnisses durch entflammten Unterbodenschutz teilhaftig. Vorteil: die Auspuffreparatur wird obsolet, weil das zugehörige Auto gerade abbrennt.
Loch im Blech
Das Geröhre (Achtung: Teekesselchen!) ist draussen und das zugehörige Automobil noch existent? Dann lohnt sich ein Blick auf den Topf. Falls ausser einer perforierten Hülle auch massive Korrosion im Inneren vorherrscht, bleibt nur, das Teil in hohem Bogen auf den Schrott zu werfen und zum Neukauf zu schreiten (ob dem eines Auspuffs oder eines Autos bleibt der individuellen Wirtschaftlichkeitsrechnung vorbehalten).
Sollte aber wirklich nur ein Loch im Mantelblech sein, dann lässt sich das gut (und TÜV-gerecht) flicken, indem man dem guten Stück ein Blechmäntelchen umlegt. Dazu braucht man zuerst mal Blech – handelsübliches Karosserieblech ist genau das richtige.
Maßanzug
Aus diesem Blech werden nun des Auspuffs neue Kleider geschneidert. Dazu sollte man zuerst einmal überprüfen, ob der Endtopf zylindrisch ist und nicht vielleicht konisch (schwierig) oder gar gebogen (fast unmöglich). Nach den Messergebnissen wird nun das Flickblech geschnippelt.
Dieses kann gerne ein oder zwei Millimeter schmaler sein als der Topf ohne die beiden „Kragen“ an den Enden; der Spalt wird später mit der Schweissnaht verschlossen. Ein zu breites Blech dagegen wird unangenehm, weil man es nicht vernünftig geführt und fixiert bekommt.
Um vernünftig schweissen zu können, wird blankes Blech benötigt – sonst kann man’s gleich vergessen. Deshalb wird nun die Längsnaht des Auspuffs befeilt. Gleiches geschieht der Hülle an beiden Flanschen.
Punkt für Punkt
Wenn es blitzt und blinkt, kann geschweißt werden. Zuerst wird das Blech an der Längsnaht des Auspufftopfes angepunktet. Sauberes Arbeiten und genaues Ausrichten des Blechs ist dabei wichtig, denn wenn man hier murkst, wird später alles krumm und schief.
Anschliessend wird das Blech um den Topf herum gebogen und aussen angepunktet. Ein Helfer ist dabei nicht zwingend nötig, aber durchaus hilfreich. Allerdings wird er auch helfen, euer Bier auszutrinken. Da muss dann jeder für sich Prioritäten setzen…
Ist man am Ende angekommen, wird das Blech etwas widerspenstig. Das hilft ihm allerdings nichts, weil Auspuffschweisser wirklich böse sind und vor Brutalität nicht zurück schrecken.Es wird also nicht nur eine Schraubzwinge eingesetzt, sondern auch zum Hammer gegriffen. Klappt das nicht, kommt eben der nächst größere Hammer zur Anwendung.
Letzte Aktualisierung am 3.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Dichtkunst
Wenn das Blech ringsum hält, kann und muss man Nähte durchschweissen. Wenn nicht, sieht der TÜV-Onkel zwar das Loch nicht mehr – hören kann er es aber immer noch.
Beim Schweissen an den Flanschen ist zu beachten, dass man den Brenner auf dem Flansch ansetzt, von dort das Schweissbad kurz aufs Blech zieht und wieder zurück auf den Flansch pendelt. Merke: wer zu lange auf dem Blech rumbrät, der schmurgelt ein Loch rein. Was kontraproduktiv wäre; schliesslich versuchen wir ja, gerade ein solches dicht zu bekommen.
Da wir schon so schön am Schweissen sind, setzen wir gleich noch einen drauf und braten noch die Schweissnähte an den Rohren nach, weil die auch gerne durchfaulen.
Endspurt
Geschafft: der Auspuff ist wieder dicht und könnte jetzt wieder angebaut werden.
Will man ihm noch was Gutes tun, nebelt man ihn mit ein wenig Zinkspray ein. Unbehandelt sollte er aber ebenfalls weitere zwei Jahre halten. Und da wir vom reichen Erbonkel gelernt haben, dass man spätestens alle zwo Jahre eh eine neue Karre braucht, reicht das ja dicke.
Und falls es das restliche Geröhre auch noch zerfressen hat, empfehlen wir unseren Artikel zur Reparatur maroder Auspuffrohre.