Auch nach ´45 pflegte Oma ihre Vorurteile gegen den Ami: Zuckerbrause und Bubbelgum, hässliche Nietenhosen und immer diese Jimi-Jimi-Musik! Nach meinem Dafürhalten hatte die Dame nicht ganz unrecht, vergaß jedoch die schlimmste Plage aus Übersee – den Ami-Motor.
Wer als Schrauber jemals einen Rasenmäher, Vertikutierer oder Stromerzeuger der preislichen Nieder- oder Mittelklasse auf der Werkbank hatte, kennt diese Konstrukte mit Doppelnamen:
Im Prinzip ein simpler, luftgekühlter Motor. In der Praxis jedoch ein Meisterwerk der Konstruktionskriminalität. Weil die Maxime am Reißbrett hier seit jeher „Billig! Billiger! Noch billiger!“ lautet, ist die Konstruktion beim Zerlegen nicht weiter schwer zu durchschauen.
Was ist billiger als eine ÖleinfüllSCHRAUBE? Richtig – ein ÖleinfüllSTOPFEN! Zwei Gewinde gespart. Was ist billiger als ein lackiertes Luftleitblech? Richtig, ein NICHT lackiertes Luftleitblech.
Was spart 10 Pfennig beim Schutz des Zündkabels vor einer scharfen Blechkante? Korrekt: der WEGGELASSENE Schutz gegen Durchscheuern.
Dem Schrauber im Mann stellen sich hier die Nackenhaare im Minutentakt auf. Auch deswegen, weil außenliegende Schrauben durchaus über metrische Schlüsselweiten verfügen, innenliegende jedoch weiterhin zöllig sind, also nicht mit deutschem Werkzeug zu packen.
Wer also keinen Gabelschlüssel SW 6,5 rumliegen hat, muss wohl oder übel zum Kentucky Fried Chicken laufen und sich da was leihen. Oder den Chlorhähnchen-Röster aus Rache in Brand setzen.
Oder kühlen Kopf bewahren und der texanischen Schreckschraube den Kopf aufsägen: Mit einer Bügelsäge lässt sich jede noch so vermaledeite Zollschraube in ein universal-weltweit-gültiges Exemplar verwandeln.
Als Werkzeug reicht ab dann wieder der gemeine Schraubenzieher – ganz ohne Zoll, Elektronik oder Handelsabkommen. Und der nächste Mäher-Motor kommt aus Japan. Versprochen.