Kolben aus dem Sattel pressen
Wer sich an die ehrenhafte Arbeit einer Bremssattel-Reparatur macht, muss den Kolben aus dem Sattel befördern. Das geht bei einigen Modellen mit einer Wasserpumpenzange und beinahe von selbst. Bei den allermeisten aber nicht: Hier hat der Kraftfahrer unter „Wartung“ sehr langes „Warten“ verstanden und die Bremsflüssigkeit vor 10 oder mehr Jahren getauscht. Der Kolben ist dann im Bremssattel festgebacken und nur mit Gewalt aus seinem rostigen Bett zu locken.
Diese Gewalt bringt der feine Mann typischerweise per Druckluft auf, so dass der Kolben -flopp!- aus dem Zylinder springt. Bei dieser Prozedur bleibt auch die Staubschutzmanschette des Sattels in der Regel heile und kann (wenn der Reparatursatz ärgerlicherweise mal wieder falsch bestellt wurde) wiederverwendet werden. Einen renitenten Kolben ohne Druckluft aus dem Sattel zu kriegen ist hingegen nicht so leicht – in der Regel vermackelt man beim Gewürge mit einer Zange entweder die Manschette oder den Bund des Kolbens oder beides.
Dass Schlaufüchse solcherart festgegammelte Sättel erst gar nicht demontieren und die Kolben (wenn keine Druckluft da ist) einfach per Bremspedal rausdrücken, braucht wohl nicht erwähnt zu werden.
Adapter selbst bauen
Liegt der rostige Dreckklumpen mit eingebautem Kolben jedoch bereits auf der Werkbank, ist guter Rat teuer. Wie kriegt man Druck auf die Kolbenfläche?Als Helfer in der Not kann man eine schnöde Fettpresse ins Rennen schicken. Schließlich steckt in jedem dieser schmierigen Dinger ein kleiner Hydraulikstempel, der das Fett von der Kartusche in den Hydraulikschlauch drückt. Dessen Druck reicht zwar nicht an den einer Fahrzeugbremsanlage heran, langt aber völlig, um den Gammelkolben aus dem Schwimmsattel zu locken.
Als Adapter eignet sich das freie Ende eines alten Bremsschlauchs, der ja bereits über das passende Gewinde für den Bremssattel verfügt. Und für den Anschluss für die Fettpresse braucht es dann nur noch einen simplen Schmiernippel.
Der Bau ist demnach bestechend simpel: Bremsschlauch absägen, die zentrale Bohrung auf 4,2 Millimeter aufbohren und ein Gewinde von M5 in die Bohrung schneiden. Anschließend den Schmiernippel in den niegelnagelneuen Adapter schrauben. Fertig!
Bremskolben aus dem Sattel drücken
Frisch im Bremssattel appliziert, leitet der Adapter jetzt das Fett aus der Presse in den Kolbenraum weiter. Als Folge kann das renitente Drehteil schon nach ein paar Hüben am schmierigen Schwengel nur eine einzige Richtung und liegt irgendwann auf der Werkbank.
Diese Prozedur kostet damit zwar wertvolles Wälzlagerfett, ist aber besser als ein zermackelter Kolben. Und da man ja beim nächsten Mal zu den Schlaufüchsen gehört (die entweder einen Druckluft-Adapter haben oder die Kolben mit dem Bremspedal rausdrücken), hebt man das Fett in einer ollen Konservenbüchse auf – und nutzt es in den kommenden Jahren zum Beispiel für die Kugel der Anhängerkupplung. Helau!