Popkameraden
Wer die Volks-Werkbank auf die harte Tour mit Elektroden zusammenbrät, muss bei der Befestigung der Bleche zur Popnietzange greifen oder die Bleche festschrauben. Unsere Seitenteile erhalten die formschöne Blech-Beplankung mit Aluminiumblech. Das lässt sich im Gegensatz zu Stahlblech kinderleicht bohren und schneiden, so dass die Stichsäge jetzt im Koffer bleiben kann. Alublech auf Maß schneiden, auf dem Korpus ausrichten und schon mal die Popnietzange entsichern.
Richtig gemacht, stellt Popnieten (oder: „Blindnieten“) dabei keineswegs verachtenswerten Halbpfusch dar, sondern ein ernstzunehmendes Fügeverfahren. Dabei wird der Niet durch Zug an seinem Zugstift so verformt, dass er zwei Bauteile bombenfest verbindet. Die Nieten selbst gibt´s in zig Längen, Dicken und Materialien.
Wichtig ist bei der Popnieterei die Kombination der Materialien: Kloppt man zwei Stahlbleche mit einem Aluniet zusammen, korrodiert getreu der elektrochemischen Spannungsreihe zuerst der Niet und hinterlässt zwei perforierte Stahlbleche und ein bisschen Aluminiumoxyd. Im Fall unserer Werkbank ist diese an sich problematische Werkstoff-Paarung (und das Material der Popnieten) zu vernachlässigen, weil die Bank später wunderbar angepinselt wird und auch ewig im Trockenen steht.
Extra-Vorteil der Blindnieterei ist die Tatsache, das mangels Schweißwärme auch kein Hitzeverzug entsteht und man die Reihenfolge der Niete deswegen nach Belieben festlegen kann. Der Einfachheit halber richtet man das Blech einfach in der Fläche aus, poppt zwei Ecken fest und bohrt dann die übrigen Seiten.
Werkbank-Türen
Da unser Konstrukt drittweltland-tauglich sein soll, scheiden Falze, Sicken und umgeschlagene Ecken bei den Türen aus. Um keine Gardinen vor die Bank hängen zu müssen, bleibt für die Tür also nur blankes, glattes Blech.
Das säbelt man wie schon bei der Rückwand aus der Tafel und passt es dergestalt in die beiden Front-Fächer ein, dass beide Türen sowohl gut aussehen, als auch hinreichend abschließen.
Um Hosenbeine und Flossen zu schonen, erhalten alle Blech-Ecken einen Radius – mit einer Nuss anreißen und ebenfalls sägen oder in Form feilen.
Als Scharniere kommen hier simple Schweißscharniere zum Einsatz, das sind im Prinzip zwei eingerollte Bleche, die mit einem Stift zusammengesteckt werden. Sowas hat jede bessere Eisenwaren-Bude auf Lager, im Zweifel hilft die Elektrobucht.
Damit sich die Türchen später ohne Knarzen und wie geschmiert öffnen und schließen lassen, müssen die Scharniere allerdings zwingend
1. fluchten und
2. einen gewissen Abstand vom Korpus haben.
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Scharniere einschweißen
Das mit dem Fluchten versteht sich von selbst – wenn die Scharniere nicht 100% fluchten, geht die Tür im schlimmsten Fall nicht auf oder verwindet sich beim Öffnen.
Nachdem sie ihren genauen Platz gefunden haben (z.B. 50mm von der oberen / unteren Kante der Tür), beide Scharniere mit einem dünnen Rohr anstatt der Scharnierbolzen sauber ausrichten und anzeichnen.
Den unteren, am Korpus befestigten Teil mit z.B. zwei Unterlegscheiben unterfüttern. Ohne einen kleinen Abstand würde das Türblech ansonsten direkt auf dem Korpus schrappen.
Damit der Schweißverzug die Tür nicht windschief zieht, werden Türblech und Scharnier nur mit drei Punkten verbunden: Von hinten durchbohren und dann schweißen. Schließt die Tür bei aufgerichteter Werkbank sauber? Prima! Wenn nicht, bleiben ärgerlicherweise nur wenig Möglichkeiten zur Korrektur.
Mit eingesetzten Scharnierbolzen schließt die Tür jetzt vielleicht ganz ausgezeichnet, präsentiert sich aber immer noch ausgesprochene wabbelig.
Wegen unserer Kantbank- und Sickenmaschinen-Abstinenz bleibt deswegen nur das Recycling von Winkelprofil-Resten: Zwei Stück auf der Rückseite einpassen und festpunkten. Keine Raupen schweißen – nur punkten, weil Schweißverzug das Türblech ansonsten unwiderbringlich verbeult und verbiegt.
Obacht: Bei der rechten Tür unbedingt die Lage des Zwischenbodens berücksichtigen.
Griffe und Magnetschnäpper
Als Griff oder Knauf bedient man sich in der Geheim-Schublade des benachbarten Tischlers oder sägt noch ein Häppchen Winkelprofil ab. So ein Rest von vielleicht 10mm Breite gewinnt zwar keinen Red Dot Design-Award, ist aber praktisch und kostet nichts. Sollen die Türen wenigstens etwas Widerstand gegen diebische Elstern bieten, so kann man die beiden Griffe aus 50er Winkelprofil bauen – und gegeneinander drehen. Mit einer Bohrung versehen, dienen sie dann als Widerlager für ein Vorhängeschloss.
Das richtet zwar nix gegen einen ernsthaften Aufbruchversuch aus, wirkt aber gegen allzu klebrige Pfoten.
Letzte Tat in Sachen Tür ist der Verschluss. Dank chinesischer Hochleistungsmagnete lässt sich ein formidabler Magnetschnäpper mit der Bohrmaschine und ein paar Tropfen Sekundenkleber selbst bauen.
Für eine mehr als ausreichende Schließkraft reichen dabei 3 Neodym-Magnete von 8mm Durchmesser auf der gesamten Länge gut aus. Wer es noch kräftiger mag, erhöht die Anzahl oder wählt die Sorte „Monstermagnet“ und kann dann mit der Werkbank auch EC-Karten oder Festplatten löschen. Wie praktisch, wenn mal wieder die NSA auf der Matte steht!
Wie unsere Werkstatthelferin T. Janoschka die Schubladen fachgerecht zusammenbaut, zeigt die kommende Folge. Junge Damen, bitte nicht wieder anziehen.