Selbst wenn Väterchen Frost hierzulande an Gicht und Alzheimer gleichzeitig leidet, so folgt der Germane weiter dem Schlachtruf der Reifenindustrie: Winterreifen im Winter! Sommereifen im Sommer! – und zückt mindestens zweimal im Jahr Radkreuz und Drehmomentschlüssel.
Das ist auch insofern eine löbliche Tat, weil man bei der Gelegenheit den lange überfälligen Blick auf die Kackstelzen des treuen Gefährts werfen kann: Hat sich hier der Gilb eingenistet? Wieso schwitzen die eigentlich noch ganz guten Stoßdämpfer ihren Lebenssaft aus? Und sollte ich vielleicht die Bremsflüssigkeit mal wechseln? Einerlei: hoch die Beine und runter mit dem Rad.
Was aber, wenn die Straßenmeisterei im „Winter“ über Gebühr weißes Gold auf den Straßen verteilt hat und die Stahlfelge bombenfest auf der Radnabe festgerostet ist? Stramm sitzende Felgen sind zwar dem Rundlauf des Rads förderlich, rosten aber wegen ihrer engen Passung auch hurtig fest und sind dann auch mit Gummihammer und heißen Flüchen nicht loszusingen.
Ahnt man das Malheur (oder entsinnt sich dem letzten Mal), so hilft eine kurze Runde auf dem Wendehammer oder Garagenhof: Alle Radmuttern um zwei Umdrehungen aufdrehen und mit voll eingeschlagenem Lenkrad einmal links und einmal rechts vorwärts und rückwärts eine Runde drehen. Die Querkräfte auf die Räder brechen jetzt auch den härtesten Rostbart ab – anschließend lassen sich Vorder- und Hinterräder anstandslos demontieren. Helau!